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13.03.2024 FANUC Switzerland GmbH C - Automatisierung

Kommt des "Recht auf Reparatur"?

Was passiert mit Dingen, die kaputt gehen oder nicht mehr funktionieren? Nun, wenn die Garantiezeit abgelaufen ist, werden sie meistens weggeworfen, nicht zuletzt, weil eine Reparatur oft nicht machbar oder wirtschaftlich unrentabel ist. Doch die Zeiten ändern sich: Die Europäische Kommission will ein "Recht auf Reparatur" für Mobiltelefone und Tablets durchsetzen, das die Verbraucher schützt und Abfall vermeidet. Gleichzeitig verfolgen immer mehr Unternehmen das Ziel einer "Kreislaufwirtschaft", in der Produkte und Rohstoffe möglichst lange im Einsatz bleiben.

Während sich viele Unternehmen in Europa mitten im Veränderungsprozess befinden, hat der japanische Automatisierungsspezialist FANUC lebenslangen Service, Reparatur und Recycling von Anfang an in sein Geschäftsmodell integriert. Das Unternehmen entwickelt seine Produkte so, dass sie langlebig und einfach zu warten sind. Darüber hinaus betreibt FANUC ein weltweites Servicenetz mit Reparaturzentren und Ersatzteillagern.

Was für die Anwender lange Zeit als "guter Kundenservice" selbstverständlich war, entwickelt sich für FANUC zu einem unerwarteten Wettbewerbsvorteil, nicht zuletzt weil Industrieunternehmen aller Branchen das Thema Nachhaltigkeit in der Produktion für sich entdeckt haben. Diese Strategie beginnt bei der CO2-Neutralität, reicht über Abfallvermeidung und Recycling und endet bei der langfristigen Nutzung von Produktionsmitteln.

Nachrüsten statt neu bauen

"Wir stellen fest, dass unsere Kunden ihre Produktionslinien immer häufiger nachrüsten, anstatt sie neu zu bauen", berichtet Daniel Evard, Service Manager bei FANUC Schweiz, der darauf hinweist, dass die präventive Wartung und die Nachrüstung alter Produkte zunimmt. "Es ist keine Seltenheit, dass unsere Servicetechniker an FANUC Produkten arbeiten, die älter sind als sie selbst", fügt er hinzu.

Ein solches Vorgehen zahlt sich für die Kunden oft aus, nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit, sondern auch finanziell, wie Evard erklärt: "Wenn eine 20 Jahre alte Maschine, die in einer etablierten Produktionslinie reibungslos gelaufen ist, plötzlich stillsteht, lohnt sich eine Reparatur in der Regel auch bei sehr alten Produkten wie diesem." Es gibt Kunden, die seit mehr als 35 Jahren FANUC Drahterodiermaschinen im Einsatz haben.

Doch nicht jedes Unternehmen wird in der Lage sein, einen solchen Reparaturservice kurzfristig anzubieten. Notwendig sind laut Evard eine geringe Störanfälligkeit, leicht zu reparierende Produkte, eine hohe Verfügbarkeit von Ersatzteilen und ein leistungsfähiges Servicenetz. Auch der Aufbau von Datenbanken mit Bauplänen alter Modellreihen, Informationen über mögliche Fehlerquellen und Reparaturanleitungen ist entscheidend, damit das Servicepersonal möglichst effektiv handeln kann.

Qualität senkt die Fehlerquote

Um mögliche Produktschwachstellen von vornherein auszuschließen, sind strenge Qualitätskontrollen wichtig, die bis zur Einrichtung eines eigenen Testzentrums gehen können. Das Testzentrum am Hauptsitz von FANUC in Japan zum Beispiel simuliert raue Fabrikumgebungen. Die Produkte müssen Staub, Dampf oder Wasserbäder überstehen, während das Unternehmen auch Kabel und Schläuche extremen Belastungstests unterzieht. Die Entwicklungsabteilung von FANUC nutzt die Ergebnisse für kontinuierliche Verbesserungen im Rahmen eines Kaizen-Ansatzes.

Ein weiterer wichtiger Faktor - leicht zu reparierende Produkte - ist mit einem gut durchdachten Design zu erreichen, wie Mitsuyuki Taniguchi, Executive Vice President von FANUC Europe, bestätigt: "Wir entwickeln unsere Produkte von Anfang an so, dass sie leicht zu reparieren sind."

Der Einsatz zahlreicher Roboter in der Fertigung und Montage bedeutet, dass die Montage der Produkte in einfachen, robotertauglichen Schritten erfolgt und gleichzeitig eine problemlose Demontage durch Servicetechniker gewährleistet ist, falls dies erforderlich sein sollte.

Eine hohe Ersatzteilverfügbarkeit erfordert auch während der Produktion einer neuen Modellreihe eine sorgfältige Planung. Es muss ermittelt werden, wie viele und welche Ersatzteile in Zukunft benötigt werden, um Kundenwünsche oder sogar ein "Recht auf Reparatur" zu erfüllen. Dann gilt es, diese Teile über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, zu beschaffen und zu lagern. Und schließlich müssen die Teile zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um einen zügigen Kundendienst zu ermöglichen.

Umfangreiche Lagerhaltung

Die Umsetzung dieser Strategien kann eine organisatorische und finanzielle Herausforderung sein FANUC zum Beispiel lagert allein in seinem europäischen Ersatzteillager rund 600.000 Teile im Wert von mehreren Millionen Euro. Um diese Teile effizient und so lange wie möglich zu nutzen, führt FANUC regelmäßig Recycling-Aktivitäten durch.

In dem auf zwei Ebenen und 2400 Quadratmetern verteilten Reparaturzentrum überholen 28 Mitarbeiter jährlich zwischen 14.000 und 16.000 Teile, von Servomotoren und Roboterhandgelenken bis hin zu Platinen und Verstärkern. Damit die Techniker auch bei sehr alten Produkten eine korrekte Fehleranalyse durchführen können, stehen nicht nur moderne, sondern auch alte Prüfgeräte zur Verfügung, um beispielsweise analoge Spindelplatinen aus den 1980er Jahren zu testen.

"Wir ersetzen alle verschlissenen Teile, reinigen und lackieren die Oberflächen und führen Software-Updates durch, um die Teile in einen neuwertigen Zustand zu versetzen", berichtet Burkhard Molitor, Leiter des Reparaturzentrums.

Gelegentlich erhalten die Produkte sogar ein Hardware-Upgrade, etwa wenn die Mitarbeiter alte Kathodenstrahlröhren gegen moderne LCD-Bildschirme austauschen.

Hohe Ersatzteilverfügbarkeit

Recycling und langfristige Lagerplanung zeigen Wirkung: "Wir haben 99,96 % aller Ersatzteile, die unsere Servicetechniker europaweit benötigen, auf Lager", berichtet Molitor. "Und wenn uns doch einmal ein Teil fehlt, können wir es in der Regel innerhalb weniger Tage von anderen FANUC Standorten liefern lassen." Selbst 40 Jahre alte Betriebssoftware können Kunden noch von FANUC beziehen.

Es ist klar, dass die Fertigungsunternehmen viele Jahre Arbeit und großes Engagement brauchen werden, um ein "Recht auf Reparatur" umzusetzen. Schnelles Handeln ist notwendig, um die Weichen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu stellen.

Molitor abschließend: "Noch vor zwei Jahren wurden wir von Besuchern gefragt, ob sich der Aufwand für uns lohnt, heute scheinen sie zu überlegen, warum sie das nicht schon anderswo gesehen haben!"

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